Sonntag, 30. April 2017

In Medias Res


Da ich jetzt die ganze letzte Nacht an diesem Blog rumgebastelt hab und immer noch nicht so richtig müde bin, jage ich doch gleich noch ein paar Infos aus der letzten Zeit hinterher.
Da ist zunächst mal das Faktum, daß unser Küsten-Barbie, Oberdruid.I.n des Männerfrei ... äh ... Minifrau, na, weißt schon, diese Schwatzbude für alle außer uns, nicht nur extrem kurzsichtig zu sein scheint, nö, uneinsichtig isse auch noch.

Besser gesagt, die hat überhaupt keinen Durchblick ( zumindest möchte ich ihr das zugute halten, jede andere Möglichkeit wäre deutlich schlimmer ).


Unsere MannDateure haben das irgendwie spitzgekriegt und meinen, daß man sowas heutzutage ja mittels spezieller Geräte signifikant bessern kann.
Kurz gesagt: sie wollen das Blöd äh Blondchen zum Optiker schicken.
Gute Idee, wie ich meine, angemessen, verhältnismäßig und mildestes Mittel der Wahl wäre da eine Brille.
Und weil das oben abgebildete Modell zwar rein optisch die richtigen Werte liefert, aber eben nicht gerade elegant aussieht, haben sie eine Expertin gefragt, die sich mit sowas auskennt, also z.B. mit Männern, Frauen, Kindern, der SPD, Politik .... und was da noch so alles reinspielt. Nämlich Monika Ebeling.
Tja, Ihr wißt ja wie das ist, wenn man als Mann eine Frau zu speziellen Frauenfragen befragt. Es wurde dann ein relativ langes Gespräch.
Daß die Mannen von MannDat die Idee mit der Brille hatten, wußte ich ja schon etwas länger, war dann aber doch leicht übergerascht, als ich zufällig bei Uepsilonniks über das Interview mit Monika Ebeling gestolpert bin. Das ging flotter als gedacht und brachte gleich einen ganzen Haufen Expertenwissen zum Thema, da sie ja zu den Fachbereichen Frauen, Männer, Kinder, Politik, Geschlechterkrieg u.s.w. einiges an Berufs- und weiteren Erfahrungen mitbrachte.

Und gleich eine Etage tiefer auf Uepsilonniks Blog stieß ich auf die Meldung, daß "der Herr Oberlehrer" Lucas Schoppe mal wieder einen Brief geschrieben hat. Einen offenen auf Man-Tau. An die Bundeszentrale für politische Bildung ( BpB ), is klar, der Mann ist Lehrer, in Sachen Bildung bewandert und sehr engagiert, also kompetent.

Was sich die BpB-Stiesel da geleistet haben, ist aber auch mehr als schwach, ausgerechnet Michael Kimmel ( so'n US-amerikanischer Dampfplapperer ) wurde in deren Bibliothek aufgenommen und als ( hust! ) "Bildungswerk" empfohlen und publiziert.
Geht gar nicht, dachte sich Schoppe und .....
Ach was, ich zitiere einfach mal ein Stückchen aus seinem Schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Jahren schon profitiere ich als Lehrer und als politisch interessierter Mensch davon, dass Sie in der Bundeszentrale für politische Bildung wichtige Schriften und Debattenbeiträge zu einem enorm günstigen Preis zur Verfügung stellen. Ich bin dabei schon mehrfach auf Bücher aufmerksam geworden, von denen ich profitieren konnte, die ich aber ohne dieses Angebot wohl nie gelesen hätte. Vor allem anderen möchte ich mich dafür erst einmal bedanken.

Gerade habe ich nun zu aktuellem Anlass in einem Blogbeitrag zu einem von Ihnen herausgegebenen Buch geschrieben, das ich sehr kritisch sehe. Allerdings müssen Sie nun gewiss nicht befürchten, dass ich wütend von Ihnen fordere, dieses Buch aus dem Angebot zu nehmen – ich habe am Ende aber einen anderen Vorschlag. Es freut mich, wenn Sie sich dafür die Zeit nehmen.

Das Buch, um das es mir geht, ist Michael Kimmels Angry White Men. Grundsätzlich verstehe ich, warum Sie dieses Buch im Programm haben. Der unerwartete und folgenreiche Wahlsieg von Donald Trump und andere Entwicklungen internationaler Politik sind erklärungsbedürftig. Kimmels Buch wiederum erweckt den Eindruck, eine solche Erklärung bereitstellen zu können. Es sei ein Buch über Männer, die sich „nur allzu bereitwillig von der äußersten politischen Rechten instrumentalisieren“ ließen, wie sie in Ihrer Ankündigung schreiben.

Nun ist es in meinen Augen aber offensichtlich, dass Kimmels Buch eben gerade diese Erklärung überhaupt nicht liefern kann, sondern lediglich Ressentiments der politischen Rechten reproduziert und sie als irgendwie linke Politik wiedergibt.


Vom Recycling der Ressentiments


Seine Hauptthese ist, dass Männer sich als Opfer wahrnehmen würden, weil sie selbstverständlich an Machtpositionen und Privilegien gewohnt gewesen wären und nun mit einer gekränkten Anspruchshaltung („aggrieved entitlement“ im Original) auf eine gerechter werdende Welt reagierten.

Ein Problem dieser These ist augenfällig: Sie lässt sich unschwer zur Abwehr von Kritik verwenden, auch von berechtigter und wichtiger Kritik. Denen ging es eben immer viel zu gut… Ob nun Männer wütend darüber sind, dass sie willkürlich den Kontakt zu ihren Kindern verlieren – oder ob sie häusliche Gewalt erleben, aber keine Hilfe finden – oder ob Jungen in der Schule seit Jahrzehnten schon offenkundig mit Nachteilen konfrontiert sind: Jeweils lassen sich ihre Schwierigkeiten bei Kimmel damit abtun, dass sie nun einmal überkommenen Männlichkeitsmodellen nachhängen würden und sich daher in einer modernen Welt nicht mehr zurecht fänden.

Da Kimmels These also offenkundig leicht als Instrument zum Ausschluss aus Diskursen verwendet werden kann, ist es wichtig, sie gut zu begründen und sie umsichtig zu formulieren.

Kimmel aber tut weder das eine noch das andere. Er begründet und belegt seine These an keiner Stelle, sondern setzt sie immer schon als gegeben voraus und interpretiert alles andere in ihrem Lichte.
Nun wäre L. Schoppe kein guter Lehrer, wenn er keinen Ersatz für das Geschreibsel Kimmels zur Hand hätte. Zum Glück, denn was die BdP ansonsten im Angebot hat, ist auch bloß feministisches Flachblabla.

Schoppe dazu:

Bezeichnend ist die Weise, wie Karsch zum Beispiel Valerie Solanas’ Schrift „SCUM“ darstellt. Vorausschickend: Ich finde den Begriff „Femifaschismus“ furchtbar und primitiv. Solanas’ Massenmordphantasie aber re-inszeniert sorgfältig den nationalsozialistischen Massenmord an den europäischen Juden als totale Vernichtung der Männer. Es ist tatsächlich eine faschistische Schrift, bei der viele Feministinnen, die ich kenne, darauf bestehen, dass sie nach ihrem Verständis keineswegs ein feministischer Text sei.

Karsch aber interpretiert SCUM distanzlos als „umfassende Kritik an den gesellschaftlichen Machtverhältnissen“ und attestiert dem Text eine „satirische Form“ (119) – ungeachtet der Tatsache, dass er nirgendwo irgendeine Markierung von Ironie enthält.
Das aber ist nur ein knappes Beispiel für die gesamte Tendenz des Textes. Karsch schreibt eine Geschichte des Feminismus ungefähr so, wie in der DDR eine Geschichte des Sozialismus geschrieben wurde.
Da mußte logischerweise ein richtig faktenschweres Gegengewicht her, um das didaktische Niveau der sich potentiell damit bildenden Schüler ( und sicherlich auch mancher Lehrer ) nicht tief unter den Petersilienwurzeln verschwinden zu lassen.
Was wäre da naheliegender als.... ( lest selbst, was Schoppe empfiehlt ):

Für einen offenen Diskurs und eine Vielfalt von Perspektiven


Allerdings kann diese Begrenztheit der Perspektive ja nur dann deutlich werden, wenn auch andere Perspektiven zugänglich sind. Zwischen den Texten von Karsch und dem – in meinen Augen weit schlimmeren – von Kimmel lässt sich aber nun selbst bei großem Wohlwollen kein Perspektivenreichtum erkennen.

Es ist, außer in extremen Fällen, nach meiner Überzeugung falsch, Positionen aus dem Diskurs einfach zu entfernen, oder zu verlangen, dass bestimmte Texte aus einem Sortiment genommen werden müssten. Statt dessen ist es wichtig, auch andere Perspektiven zugänglich zu machen, so dass sich überhaupt erst ein echter Diskurs entwickeln kann.

Daher möchte ich Ihnen vorschlagen, als eine solche andere Perspektive Arne Hoffmanns „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ in ihr Sortiment aufzunehmen. Hoffmann setzt sich in diesem Plädoyer ein für die Rechte Homosexueller und die Rechte von Migranten, er kritisiert auch feministische Positionen aus einer links-liberalen Perspektive – und er setzt sich sehr intensiv, kenntnisreich und mit unzähligen Belegen eben mit den sozialen Problemen auseinander, die Kimmel nur streift.

Ein „integraler Antisexismus“ (schon S. 7) würde geschlechterbedingte Nachteile von Frauen UND von Männern bekämpfen: Diese Kernposition Hoffmanns hat in meinen Augen den großen Vorteil, dass Männer und Frauen darüber wieder miteinander politisch ins Gespräch kommen können, anstatt zunehmend wütend übereinander zu reden. Auch die Texte von Kimmel und Karsch fördern leider eher dieses Reden über die Anderen als das Gespräch mit ihnen.

Hoffmanns Text bringt damit eine Perspektive hinzu, die gerade in heutigen Geschlechterdebatten oft fehlt. Dort reden Autoren wie Kimmel ebenso ressentimentgeladen über Männer, wie manche Kommentatoren in Internet-Foren über Frauen reden. Daher, und weil es sorgfältig belegt einen großen Reichtum an weithin unbekannten Informationen enthält, ist das Buch ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung.

Wenn Ihnen aber schon der Titel zu tendenziös ist, als Plädoyer für eine linke Politik oder für eine Männerpolitik, dann gibt es das Buch auch in einer etwas gekürzten Version unter dem Titel „Not am Mann“.

In jedem Fall ist es eine dringend notwendige Korrektur zu den Ressentiments, die Michael Kimmel in seinem Text entfaltet.
So, leve Lüd, jetzt breche ich erst mal ab, weil sonst zusammen. Den Rest erzähle ich dann später.

CU!

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