Immer hochinteressant und manchmal regelrecht verblüffend.
Personen, die in ihrer Kindheit und Jugend über längere Zeit sexualisierter Gewalt sowie physischer und psychischer Misshandlung ausgesetzt waren, sind schwer traumatisiert und zeigen damit einhergehend häufig ebenso schwere Persönlichkeitsstörungen.Weiterlesen direkt auf Lotoskraft
Viele Opfer dieser für normale Menschen schier unvorstellbaren erlittenen Gewalt haben einen Hang, Ereignisse ihrer Schändung in übertragener Form nachzuinszenieren, um sich hierdurch nachträglich die Mächtigkeit zu phantasieren, sie hätten das monströse Geschehen lenken und beeinflussen können. Es ist die Illusion, wieder Herr über seine Seele und Körper zu sein, die dieserart „Bewältigungsstrategien“ begünstigt. Doch im Grunde setzen die Opfer nur ihre erlittene Qual in anderer, nämlich kultivierter und ritualisierter Form fort, indem sie ihre Seele und ihren Körper selbst verletzen oder sich entwürdigenden Verletzungen aussetzen. Die Form dieser Beschädigungen ist vielfältig, sie reichen von Ritzen, über inszenierte Vergewaltigungen bis hin zu unterwürfigem, ja sklavischem Verhalten.
Es sind dabei zwanghafte Muster, denen das Opfer folgt und durch die es Leid, Schmerz, Scham, Schuld und Reue erneut durchlebt. Der Unterschied ist nur, dass das Opfer sich illusioniert, diese Entwürdigung selbstbestimmt und somit kontrolliert zu erleiden. Dabei setzt es in Wahrheit nur die Impulse der Schändung und Misshandlung seiner Kindheit in obsessiver Weise fort. Diese Zwangshandlungen können sowohl reflektiert als auch unreflektiert ablaufen; wobei beides keinen Unterschied macht, denn die negativen Gefühle, die diese Nachinszenierungen auslösen, sind im Grunde nichts weiter als die Fortsetzung der in Kindheit und Jugend erlittenen Schmach. Ja, sie sind hilflose, weil stumme Aufschreie und dazu meist unsichtbare Auflehnung. Es sind die späten Schmerzreflexe des einst verletzten und vergewaltigten Kindes, dessen Seele durch die Schandtaten erdrosselt wurde.
Dieser Tage geschahen zwei Ereignisse, die mich empörten und mir zeigten, wie gesellschaftliche Strukturen des Missbrauchs auch in anderer und ganz eigener Weise wirken, um Muster des Kindesmissbrauchs zu erhalten oder zu festigen. Eines dieser Muster ist ein spezielles Tätermuster. Sein Sinn und Zweck ist es, Opfer mundtot zu machen und dauerhaft zum Schweigen zu bringen. Das beginnt schon beim sexuell missbrauchten Kind, dem gedroht wird, dass, sofern es es wagt, etwas zu sagen, nicht nur der Familie, sondern vor allem sich selbst schadet und an den Pranger stellen wird.
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